Störche

Ich musste mal wieder an unsere schönen Urlaube im Elsass denken. Da gibt es gutes Essen, Gugelhupf, nette Dörfchen, Mittelgebirge zum Wandern und – Störche. Vor allem in Munster, westlich von Colmar. Und plötzlich kommt es mir so vor als wäre ich dort. Ich streune durch die Gassen, vorbei an unserer Lieblings-Pâtisserie Gilg, vorbei am Hotel La Cigogne und erreiche den Marktplatz und sehe hinüber auf die Kirche und das alte Haus Nr. 11 vor den Abteiruinen. Oben auf den Dächern hocken sie in ihren Nestern, die Stelzvögel. Abends sitze ich mit einigen zusammen beim Riesling und wir erzählen uns so einiges. Einer sagt, zur Zeit seien die Störche sauer, weil in Deutschland ein Mensch unter Verwendung ihres ehrenwerten Namens Angst schüre. Besonders peinlich, weil es hier eindeutig um Futterneid gehe.

Dabei flögen Störche sowohl links als auch rechts des Oberrheins und jeder hole sich für sein Nest, was er fände, es gäbe genug. Jetzt befürchte er, in Zukunft an der Grenze wenden und nur noch auf der französischen Seite kreisen zu können. Dabei fühle er sich in erster Linie als Elsässer, dann als Europäer, dann käme lange nichts und am Ende, natürlich, sei er auch ein bisschen Franzose, schließlich bekämen die Säuglinge, die er liefere, ja einen französischen Pass. Aber diese Person… Immer müsse er sich distanzieren und eine Verbindung abstreiten. Das Storchtum sei durch und durch international und gastfreundlich. Die Runde bestätigt dies mit einem kräftigen Klappern. Ich zahle, nicke jedem zum Abschied zu und gehe nachdenklich nach Hause.

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